Als Adi den Zündschlüssel dreht, spielt plötzlich der Tachometer
verrückt. Er hüpft einige Male wild hin und her bevor er sich dann gar nicht
mehr bewegt. Hallo, was war das denn? Das gibt’s ja gar nicht: 10 Minuten bevor
wir das Auto wieder verkaufen wollen, geht der Tacho kaputt. Wir versuchen es
auf die sanfte Tour mit gut zureden, Auto neu starten und einem Stossgebet.
Leider erfolglos. Dann wird’s rabiater: Adi haut aufs Armaturenbrett und lässt
das eine oder andere Wort fallen, das hier nicht wiedergegeben werden soll. Den
Tacho lässt allerdings auch das kalt. So fahren wir halt wohl oder übel ohne
Geschwindigkeitsanzeige zum Autohändler. Als wir das Büro betreten und sagen,
dass wir unseren Dodge verkaufen wollen, stürzen sich zwei Agenten wie die
Geier auf uns, reissen uns fast den Zündschlüssel aus der Hand und machen sich
auf eine Probefahrt. Im letzten Moment kann ich noch schnell meinen Pass und
den Laptop aus dem Wagen fischen, dann brausen sie davon. 10 Minuten später
sind sie wieder da, steigen mit einem charmanten Lächeln aus und meinen: „We
like the car.“ Hm, unsere Hoffnungen steigen, trotz kaputtem Tacho einen
einigermassen guten Preis zu erhalten. Da haben wir uns allerdings zu früh
gefreut. Da leider der Tacho kaputt sei – und das sei eine teure und aufwändige
Reparatur – könnten sie uns höchsten 1000 Dollar dafür geben. Wie bitte? Haben
die Tomaten auf den Augen und einen Sprung in der Schüssel? Ungläubig frage ich
nach, ob ich die Zahl richtig verstanden hätte, was die Ratte von Verkäufer
süffisant lächelnd bestätigt. Ne, ne, Freundchen, da hast du dich gewaltig verspekuliert.
Dann werden wir das Auto halt auf der Craigslist – einer Art Riccardo-Verkaufsportal
– wieder ausschreiben.
Gesagt – getan. Das Inserat ist schnell aufgesetzt, haben
wir doch noch die Vorlage von der vorherigen Autobesitzerin. Es ist Freitagabend
und wir möchten die Annonce so schnell wie möglich ins Netz stellen in der
Hoffnung, dass sich bis Mittwoch ein Käufer findet. Doch ganz so einfach wird
es uns nicht gemacht. Zwar haben wir einen Account einrichten können, doch um
das Inserat dann tatsächlich aufschalten zu können, wird einem ein Code
zugeschickt. Und das ausschliesslich auf eine Telefon- oder Natelnummer aus
Kanada oder USA. Na bravo … ! Die Leute auf dem Camping, die wir ansprechen,
reagieren (verständlicherweise) eher zurückhaltend. Wir geben auf und hoffen,
dass wir am nächsten Morgen eine gute Seele finden, die uns hier weiterhilft.
Und siehe da: Die nette Mitarbeiterin in der Tourist
Information, die uns am Tag vorher schon bei den Karten geholfen hat, gibt uns
ohne zu zögern ihre Natelnummer. 5 Minuten später ist das Inserat
aufgeschaltet, eine Stunde später melden sich bereits die ersten Interessenten J!
Wir machen ab, dass sie ab 17 Uhr auf dem Camping vorbeikommen können, um den
Wagen zu inspizieren und Probe zu fahren. Die Zeit reicht gerade noch, um bei
der Charter-Fluggesellschaft schon mal unser Boot und einen Seesack mit
Kochutensilien, Tarp, … aufzugeben. Dann polieren wir das Auto auf Hochglanz
und schon steht der erste potenzielle Autokäufer da. Es ist eine junge Familie,
die zwar vom Fahrzeug ganz begeistert ist, jedoch zuerst das nötige Geld
auftreiben muss. Eine Stunde später kommen die nächsten. Vater und Tochter. Das
Auto ist für die Tochter mit ihren drei Kindern – der Vater soll
sicherstellen, dass sein Augapfel nicht übers. Ohr gehauen wird. Die beiden sind
erst eher zurückhaltend. Der Vater öffnet als erstes die Motorhaube, kriecht
mit der Taschenlampe unter unseren Dodge, drückt hier, zieht da … Ich gehe
davon aus, dass er unseren Preis gewaltig drücken will. Nach der Probefahrt
sehen beide entspannter aus – sie lächeln sogar. Ohne mit der Wimper zu zucken,
sind sie mit dem vorgeschlagenen Preis einverstanden. Es ist das Traumauto der
Tochter – und der Vater, der scheinbar aus einer „Dodge-Familie“ kommt, gibt
seinen Segen dazu und meint, das sei für beide Seiten ein guter Deal.
Wow, wir brauchten einen halben Tag um ein Auto zu kaufen
und einen halben, um es wieder zu verkaufen: Ich weiss nicht, ob sich dies
toppen lässt. Am Mittwochabend findet die Übergabe statt, am Donnerstagmorgen
fliegen wir zum Polarkreis … .
(Simi)
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