Wir rechnen mit 1 – 2 Stunden auf dem Wasser. Es wird 18 Uhr, dann 19 Uhr. Und noch immer ist das Kabel, von dem wir wissen, dass es kurz vor der Bay über den Fluss führt, nicht in Sicht. Irgendwie will die Freude am Paddeln heute nicht so recht aufkommen.
Gott sei Dank bringen zwei Elch-
beobachtungen und etliche
Biber uns zwischendurch wieder auf andere Gedanken. Um 20 Uhr setzt Galgenhumor
ein: Wir spekulieren, ob wir wohl die Abzweigung verpasst hätten und nächstens
irgendwo ins Meer gespült werden, wo die Menschen dunkelhäutig und die Sprache
unverständlich ist … Um 21 Uhr wetten wir, nach wie vielen Windungen das Kabel
kommt. Ich bin für einmal die Optimistin und rechne mit 3 Kurven, während Adi
vorsichtiger kalkuliert und noch 5 Turns bis zum Kabel prognostiziert. Aber
niemand von uns hat recht – leider! Noch selten habe ich ein Kabel so
herbeigesehnt. Zu allem Übel befinden wir uns auch noch in einer sehr sumpfigen
Gegend und die Dämmerung setzt ein – ideale Bedingungen für die verd…
Blutsauger. Um kurz vor 22 Uhr haben wir beide die Nase gestrichen voll.
Auf
der nächstbesten Sandbank landen wir an, stellen in Rekordzeit unser Zelt auf
und verkriechen uns mit einem Sack Chips und zwei Bier in unseren Schlafsäcken.
Dieses Znacht wird definitiv nicht als das Romantischste unserer Reise in die
Annalen eingehen.
Am nächsten Morgen kriechen wir um kurz nach 6 Uhr aus den
Federn, nicht wissend ob bzw. wann wir die Bay erreichen und wie die
Windverhältnisse dann sein werden. Schon während der vergangenen vier Tage
hatten wir immer wieder auffrischenden Gegenwind. Dank der Strömung ging es
trotzdem stetig flussabwärts. Auf einem See kann das dann schnell ein bisschen
anders aussehen.
Jedenfalls stellen wir bald fest, dass es aussichtslos
gewesen wäre, am vorherigen Abend noch weiter zu paddeln (trotz Vollmond). Es
dauert noch geschlagene viereinhalb Stunden, bis wir endlich die Bay erreichen.
Und – wie könnte es anders sein – bläst zu allem Übel bereits um 11 Uhr ein
starker Gegenwind und lässt Schaumkrönchen tanzen. Puh, nun müssen wir wieder
einen Gang höher schalten. Und trotzdem ziehen die Bäume am nahen Ufer nur
quälend langsam an uns vorüber. Kurz vor Mittag schalten wir eine Pause ein.
Mit etwas Warmem im Magen sieht doch die Welt gerade wieder anders aus. Auch
die Windgöttin zeigt sich nachsichtig und lässt den Wind etwas weniger heftig
und eher seitlich als ganz von vorn wehen. Plötzlich kommen wir erstaunlich
zügig vorwärts und die markante Brücke von Teslin,
welche schon von weitem sichtbar ist, lässt letzte Kraftreserven frei werden.
Endlich – nach fast siebeneinhalb Stunden Paddeln - sind wir am Ziel.
Boot zusammenpacken, tanken, noch ein Softeis, eine Cola und
ein Kafi für unterwegs und dann geht’s noch einmal knapp zwei Stunden weiter
nach Whitehorse. Und kaum sitzen wir
im Auto, beginnt es zu regnen. Da fällt uns die Entscheidung leicht, uns wieder
einmal den Luxus eines Hotels zu gönnen.
(Simi)
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