Haynes Junction
ist ein spezieller Ort. Irgendwie da, doch trotzdem nicht fassbar. Eigentlich
wie viele der Dörfchen/Weiler auf unserer Tour. Und doch hat man in jedem Visitorcenter
den Eindruck, man befinde sich in einer der aussergewöhnlichsten Ortschaft der
Welt. Da wird einem erzählt und erklärt, was man unbedingt sehen muss, auch
wenn es nur die Bäckerei oder der extravagante, noch nie gesehene Holzschuppen
im Juhee draussen ist. Jedenfalls kann uns die Rangerin von einer Bergtour
überzeugen, welche ganz in der Nähe zu unternehmen ist. Auf der Karte ist die
Tour als „very difficult“ eingestuft worden. Bestens denke ich mir, dies ist
durchaus im Sinn von Simi und mir (natürlich gehe ich davon aus, dass die
Kanadier übertreiben und die geplante Tour einer Wanderung auf den Pilatus
entspricht). Jedenfalls haben wir uns mit einem grossen Frühstück gestärkt.
Simi mit Brot und Nutella, ich mit einer feinen Portion Hafer, welche mir (wie
auch Simi) noch lange in der Nase hängen bleiben sollte.
Gestärkt und mit je einem Pfefferspray ausgerüstet ziehen
wir los. Wie schon in Ostkanada sind die Trails mit roten Bändern markiert.
Dies macht vor allem den Einstieg zu einer Wanderung etwas leichter, da schon
ein paar Meter neben der Strasse nur noch dichtes Gestrüpp herrscht. Nach
wenigen Metern sehen wir die ersten Bärenhaufen vor sich hindampfen, ein
Zeichen, dass von uns vom ersten Schritt an Aufmerksamkeit gefordert wird. Laut
sprechen soll ja helfen, die Bären vorzuwarnen. Doch was soll man sich die
ganze Zeit erzählen? Wir gehen etwelche Rezepte durch, sprechen über das
Wetter, bis wir schlussendlich ein paar lustige Wanderlieder singen. Und es
hilft, wir sehen keine Bären…
Nach circa einer
halben Stunde sehen wir dann, weshalb der Weg als sehr schwierig eingestuft
wird; es hat keinen Weg mehr. Doch dies ist kein Problem, da wir einem Bachlauf
folgen können. Nach rund zwei Stunden beginnt das Gelände steiler zu werden.
Zuerst hat es noch etwas Gras, anschliessend nur noch Schutt. Und inzwischen
ist das Gelände nicht mehr nur steil sondern sehr steil. Zwei Schritte nach
vorne, einen zurück. Ich weiss, dass dies überhaupt nicht „Simigelände“ ist und
warte auf murrende Laute. Doch sie läuft wie ein Duracell-Häsli stetig nach
oben. Da bleibt mir nichts anderes übrig, als zu versuchen, Schritt zu halten.
Nicht ganz einfach, denn der am Morgen noch fein schmeckende Hafer beginnt bestialische
Dämpfe in meinem Darm zu bilden. Die dünner werdende Luft, vermischt mit meinen
Methangasen, lassen meine Kräfte schwinden. Erschwerend kommt hinzu, dass ein
zugiger Aufwind die Dämpfe ungehindert um meine Nase wehen lässt, anstatt sie
weit weg zu blasen. Sogar Simi, welche in rund 50 Meter Abstand vor mir läuft,
wird zwischenzeitlich etwas grün im Gesicht und beschwört mich, in Zukunft auf
das Haferfrühstück zu verzichten - ich stimme dem für einmal ohne Einwände zu!!!
Nach der Aufstiegstortur dann aber der Hammer. Vor uns
breitet sich eine unglaubliche Weitsicht aus. Es macht fast den Anschein, dass
wir in einem Flugzeug sitzen und über die Weiten des Kluanegebiets fliegen. Wir stellen uns vor, wie es wäre, mit dem
Gleitschirm loszufliegen und mit dem Adler, welcher in diesem Moment um den
Gipfel kreist, auf Strecke zu gehen.
Der starke Wind, der uns beim Aufstieg begleitet hat, ist wie von Zauberhand verschwunden und wir können das Panorama im T-Shirt geniessen; es esch de absoluti Wahnsinn!!
Der folgende Abstieg ist schnell erledigt, da wir viel auf
dem losen Gestein nach unten rutschen können.
Beobachtet werden wir von zwei neugierigen Murmeltieren, welche sich in der späten Nachmittagssonne räckeln. Nach einer weiteren Stunde über moosiges, weiches Hinterland wandernd, kehren wir zum Parkplatz zurück. Es ist ein langer Tag gewesen, doch einmal mehr sind wir erfüllt vom Erleben der wunderschönen, wilden Natur Kanadas. Und eines weiss ich mit Bestimmtheit: ab sofort gibt’s zum Frühstück keinen Hafer mehr….
Beobachtet werden wir von zwei neugierigen Murmeltieren, welche sich in der späten Nachmittagssonne räckeln. Nach einer weiteren Stunde über moosiges, weiches Hinterland wandernd, kehren wir zum Parkplatz zurück. Es ist ein langer Tag gewesen, doch einmal mehr sind wir erfüllt vom Erleben der wunderschönen, wilden Natur Kanadas. Und eines weiss ich mit Bestimmtheit: ab sofort gibt’s zum Frühstück keinen Hafer mehr….
(Adi)
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