Samstag, 9. August 2014

Strassenzustandsbericht

Wie gesagt: Die Distanzen sind hier gewaltig. Was auf der Karte wie ein Katzensprung aussieht, ist in Wirklichkeit eine mehrstündige Autofahrt. Das liegt einerseits daran, dass die Tempolimite immer bei gemächlichen 90 – 100 km/h liegt. Andererseits lässt der Zustand der Strasse z.T. auch nur 60 – 80 km/h zu. Jedenfalls wenn man keinen dieser riesigen Geländewagen fährt, deren Räder doppelt so gross sind wie die unseren und die scheinbar die Mehrheit der Leute hier ihr eigen nennen. Nicht selten begegnen uns regelrechte Ungetüme von Fahrzeugen. Oft sieht man auch halbe mobile Häuser auf Rädern und einen Jeep, SUV oder sonstigen Wagen hinten angehängt. Für uns schon ein eher gewöhnungsbedürftiger Anblick. Jedenfalls rauschen diese Gefährte vom Strassenzustand unbeeindruckt durch die Landschaft. Gerade der Cassiar Highway aber ist eine eher kleine Strasse und im Vergleich zum Alaska Highway, der etwas weiter im Landesinneren nach Norden führt, in einem weniger guten Zustand. Da gibt es zwischendurch auch mal Schotterabschnitte und immer wieder unglaubliche Schlaglöcher. Diese sind richtige Reifenfresser und machen locker dem Krater des Vesuv Konkurrenz. Zwar sind diese heimtückischen Fallen oft mit einem orangen Fähnchen am Strassenrand markiert – aber eben nicht immer. So erfordert das Fahren trotz des wenigen Verkehrs und den endlosen Geraden doch viel Aufmerksamkeit. Besonders, wenn man schon mit dem Reserverad unterwegs ist. Zwar hätten wir ja  noch das offizielle Reserverad dabei, doch da man damit nur max. 40 km/h fahren darf, würde sich die Strecke bis zum nächsten Tire-Repair-Shop evtl. ganz schön in die Länge ziehen.  

Nicht ungewöhnlich sind auch Hinweise am Strassenrand, man solle die Tankfüllung kontrollieren und die Bemerkung: „Next Gas Station 253 km“ sollte man nicht auf die leichte Schulter nehmen! Und wie gesagt, es heisst noch lange nicht, dass in den raren Ortschaften, die zwar z.T. noch grossartig mit „City“ angeschrieben sind, auch neue Reifen erhältlich sind. Die Ortschaft „Jade City“ tönt zwar nach Grossstadt und liefert laut Information auch 90% des weltweiten Jade-Vorkommens. Doch bei der Durchfahrt stellt man schnell fest, dass diese „Stadt“ aus höchstens 10 – 20 Gebäuden besteht … 

Jedenfalls sind wir nun mit unserem Reserverad zwar gemütlich, dafür sicher in Watson Lake angekommen. Diese Ortschaft liegt bereits wieder am Alaska Highway. Zwar etwa 20 km in die „falsche“ Richtung, dafür hat es hier eine super Tourist Information, WiFi und einen Tire-Shop in welchem wir zwei Occasionreifen für unsere Vorderräder erstehen. Nun können wir wieder so richtig durch die Gegend heizen …  

Am Abend zuvor campieren wir am Boya Lake. Wir Glückspilze ergattern den letzten freien Platz direkt am See. Mit unseren Nachbarn, einem jungen Pärchen mit Camper, wechseln wir einige Sätze auf Englisch. Auch sie scheinen Touristen zu sein. Nicht schlecht staunen wir dann aber, als sich herausstellt, dass auch sie Schweizer sind. Er kommt aus der Ostschweiz, sie aus Andermatt. Beide haben in Basel studiert und dann in Bern gewohnt. Tja, auch in der Schweiz kann man weit herumkommen ;-). Sie befinden sich auf einer eineinhalb jährigen Reise durch Nord- und Südamerika und sind seit gut 2 Monaten unterwegs. Noch lange wird an diesem Abend geplaudert und gejasst (mit französischen Jasskarten …).  

Nun haben wir Britisch Columbia hinter uns gelassen und befinden uns in den Yukon Territories, genauer in Teslin. Der Zufall will es, dass wir auch auf diesem Campingplatz einen Schweizer neben uns haben. Er ist drei Monate mit dem Töff unterwegs und weiss eine Menge zu erzählen.  

(Simi)


 

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