Der Himmel ist zwar noch etwas wolkenverhangen, doch wir
sind guten Mutes, dass morgen ein strahlender Tag sein wird. Warum? Weil wir
schön ausgegessen und positive Gedanken zum Wettergott gesandt haben. Wir
kuscheln uns in unsere Daunenschlafsäcke und nehmen noch eine Kappe Schlaf.
Morgen geht’s um 0500 Uhr früh aus den Federn, da wir um 0600 Uhr am Dock der
Fähre sein müssen. Zwar ist immer noch nicht ganz klar, ob wir mit der Fähre
mitfahren können, da wir auf der Standby-Liste stehen. Doch die Chancen sollten
laut der Schalterdame bei 99,9% liegen, was wir als definitiv verstehen. „Gute
Nacht Simi, schlaf gut und träum was Schönes!“ – Doch was ist denn das? Ein
junges Pärchen neben unserem Zelt scheint noch nicht müde zu sein. Sie hat wohl
das Gefühl, die neue Lady Gaga zu sein,
nur dass sie die Töne nicht trifft, was wiederum gaga tönt. Er muss Arthrose in
den Fingern haben, denn seine kläglichen Versuche auf der Ukulele sind Gift für
meine empfindlichen Ohren. Verständnis für die Mitmenschen haben, Rücksicht
nehmen, Andersartig Sein akzeptieren. Ich als Heilpädagoge bin mir da einiges
gewöhnt, doch auch ich habe eine Schmerzgrenze. Als das Gejaule um 0100 Uhr
immer noch nicht aufhört, stehe ich auf. Die lästigen Musikanten von Luzern
wissen, was dann kommt. Ich glaube, in solchen Momenten strahle ich wilde
Entschlossenheit aus, meine Blicke räumen dann alles aus dem Weg, was Krach
macht! Wir sind schliesslich auf dem Weg in die Stille!!! Ich muss nicht einmal
etwas sagen, schon meint das verkannte Talent: „Ok, ok, I stop it!!“ Ich stimme
dem schweigend zu, sende einen letzten bösen Blick dem Ukulelequäler zu und
verkrieche mich wieder im Zelt. Es verbleiben noch vier Stunden Schlaf, bis der
Wecker schrillen wird, doch endlich herrscht wieder Stille…
Etwas gerädert stehen wir pünktlich um 0600 Uhr vor dem
Fährhafen. Wir sehen aus wie zwei Chinesen; gaaanz kleine Augen. Diese werden
aber vor Freude umso grösser, als der (Entschuldigung, es ist schon wieder ein
Drache) Fährdrache uns von der Standby-Linie auf die Fähre lotst. Trotz Simis Resistenz
gegenüber Autoritätspersonen (oder solchen, die es zu sein glauben), der
Einparklotse kann deuten und weibeln wie er will, parkt sie unser Gefährt
gekonnt in eine kleine Nische.
Mit Kaffee und Pancake bewaffnet begeben wir uns auf Upperdeck.
Einmal mehr begrüsst uns ein wunderschöner Morgen. Es wird eine sehr erholsame
und eindrückliche Überfahrt nach Whittier.
Zwischenzeitlich werden wir von Seehunden, Orcas und Eisbergen eskortiert. Ich
kann trotz Müdigkeit kaum den Finger vom Auslöser nehmen.
Ein Bild schöner als
das andere. Mal ist die Landschaft eher melancholisch, dann wieder verspielt,
gespickt mit mächtigen Gletschern, welche ins Meer kalbern. Einfach nur toll!!
Sogar die Luftwaffe hält an diesem Tag nichts mehr am Boden und sie gibt uns eine kleine, private Flugshow, während andere, von der Schönheit der Natur ganz erschlagen, vor sich hindösen und das Spektakel verschlafen...
(Adi)
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