Montag, 8. Dezember 2014

Die Elche vom Alatna

Foto René
Es ist der zweitletzte Morgen unserer Paddeltour. Wir sitzen gemütlich ums Feuer, als uns Philipp (wer denn sonst ;-) plötzlich zuraunt: „Wir bekommen Besuch!“ Und tatsächlich tauchen da zwei junge Elchbullen zwischen den Erlenbüschen auf. Etwas ungläubig schauen wir uns an – wir waren weder besonders leise, noch haben wir Gegenwind. Sie können uns also hören, riechen und sehen. Und trotzdem wagen sie sich Schritt für Schritt näher, uns während des Fressens immer wieder neugierig beäugend.

Aus irgendeinem Grund hat Adi heute Morgen – was er bisher noch nie gemacht hat - seine Kamera ans Feuer mitgenommen. Zufall? Intuition? Glück? Jedenfalls beginnt er schnell so ruhig wie möglich, den unglaublichen Moment festzuhalten. Die Elche lassen sich nicht beirren und beinahe hat man das Gefühl, dass sie ihren Auftritt geniessen und sich für das nächste Bild in Pose werfen. Sie kommen näher und näher – bald sind sie nur noch 15 – 20 Meter von uns entfernt.

Foto René
„Macht mal eure Bärensprays startklar!“ Adis Aufforderung reisst uns unsanft aus diesem unwirklichen Moment heraus. Wir wissen, dass es in Nordamerika mehr Zwischenfälle mit Elchen und Hirschen als mit Bären gibt. Vorsichtig und ohne unsere Gäste aus den Augen zu lassen, lösen wir unsere Bärensprays aus dem Etui und entsichern sie.

 
 
 
In dem Moment, wo ich die Sicherung vom Abzug nehme, berühre ich aus Versehen leicht den Abzugshebel und ein feiner Pfeffer-Sprühnebel hüllt meine drei Paddelkollegen ein. Philipp sitzt genau in der „Schusslinie“ und beginnt augenblicklich zu husten. Gott sei Dank ist die abgegangene Pfeffermenge so gering, dass sich der Schaden in Grenzen hält. Nach dem ersten Schreck können wir uns vor Lachen kaum mehr in unseren Sitzen halten. Nur Adi ist alles andere als erheitert. Leicht angesäuert weist er mich darauf hin, dass ihm durch meine Unachtsamkeit gerade Hammerbilder durch die Lappen gegangen sind. Klar haben sich die Elche bei diesem Radau fluchtartig verzogen. Tja, shit happens. Ich entschuldige mich in aller Form – doch die Lachanfälle, in welche ich zwischendurch immer wieder
ausbreche, machen deutlich, wie ernst es mir mit dieser Entschuldigung ist. Schliesslich war meine Schussabgabe alles andere als absichtlich geschehen. Der Herr Fotograf soll doch froh sein, dass ich „nur“ einen Bärenspray und keine Flinte in der Hand gehabt habe …

 
 
 
Das unglaublichste an der ganzen Geschichte ist aber, dass die beiden Elchbullen nach kurzer Zeit noch einmal auftauchen – näher noch als zuvor – und Adi sein Fotoshooting doch noch vollenden kann …

(Simi)

 

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