Montag, 8. Dezember 2014

Das Labyrinth vom Circle Lake

Es ist halb acht, als uns der Pilot auf dem Circle Lake absetzt. Es ist ein wunderschöner Abend. Die letzten Sonnenstrahlen lassen die gegenüberliegende Bergflanke in warmen Rottönen leuchten. Und um die Szenerie perfekt zu machen, spiegelt sich das Ganze auch noch im spiegelglatten Wasser des Circle Lakes. Leider können wir das Schauspiel nur kurz geniessen. Der Boden hier ist so sumpfig, dass eine Übernachtung zwar sehr weich, aber auch sehr feucht wäre. So bauen wir unsere Ally’s wieder zusammen, beladen sie und stechen um kurz nach halb acht in See.


Der Circle Lake ist etwa einen Kilometer lang und macht mit seiner Sichelform seinem Namen alle Ehre. In der einsetzenden Dämmerung werden wir von einem Biber begrüsst und sehen einen Elch, der uns - zur Salzsäule erstarrt – beobachtet. Er steht so still, dass wir uns lange nicht sicher sind, ob es sich dabei nicht um einen Baumstrunk handelt.

 
 
 
Laut Karte ist der Alatna River etwa 1,5 Kilometer Luftlinie vom Circle Lake entfernt. Wir sollten also noch vor Einbruch der Dunkelheit am Fluss sein. Doch am Ende des Sees, wo wir den Ausfluss vermuten, ist nichts als Schilf. Etwas ratlos schauen wir uns an. Die Ufer des Sees laden nicht wirklich zu einer Übernachtung ein, bestehen sie doch nur aus Sumpf und eben Schilf. Niemand von uns hat Lust, auf dem Wasser zu übernachten. Das ist die einzige Situation, in der wir wirklich froh sind um unser GPS.
Damit finden wir den verwachsenen Durchgang vom See in ein mächtiges Labyrinth aus Schilf, Sumpf und umgestürzten Bäumen. Zwei Stunden mühen wir uns darin ab, müssen die Boote an einigen Orten um die Kurven stossen oder über mit Ästen verbarrikadierte Durchgänge ziehen. Vom anderen Boot sieht man teilweise nur noch die Mützenzipfel der Paddler. Wäre es nicht so spät am Abend, könnten wir dieses Erlebnis so richtig geniessen. Doch die Zeit drängt.
 
Endlich, kurz bevor wir die Stirnlampen hätten hervorholen müssen, erreichen wir die kurze Portage, die an den Fluss führt. Mit festem Boden unter den Füssen schlagen wir unser Nachtlager auf, kochen dann noch schnell ein paar Teigwaren, bevor wir uns gegen Mitternacht in unsere Schlafsäcke verkriechen.

Doch es wird für alle eine unruhige Nacht. Adi und Philipp leiden unter Dünnpfiff und überreichen sich die WC-Schaufel im Halbstunden-Takt. Ob sie ihre Mägen mit dem halbrohen Karibufleisch von Guy überfordert haben? Oder ob sie einfach an ihre körperlichen Grenzen gestossen sind ;-)? Jedenfalls ist die nächsten zwei Tage nicht an Aufbruch zu denken. Die beiden Jungs kurieren ihre Magen-/Darmverstimmung aus, während René und ich die Zeit zum Backen, Duschen, Haare waschen, Plaudern, Fischen und Geniessen nutzen.
 
(Simi)

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