Montag, 8. Dezember 2014

Ankunft im Indianerdorf Allakaket

Wie gesagt, es ist Samstag, kurz nach vierzehn Uhr, als wir in Allakaket einfahren. Ein junger Indianer, der am Fischen ist, begrüsst uns. Noch etwas zurückhaltend erkundigt er sich nach dem Woher und dem Wohin. Wir unsererseits fragen, wann denn von hier der nächste Flug nach Fairbanks gehen wird. Die Auskunft, dass erst am Montag wieder geflogen wird, versetzt uns nicht gerade in Jubellaune. Das nassgraue kalte Wetter und die doch etwas trostlos wirkenden Bretterhütten mit dem gewohnten Chaos rundherum, wirken nicht allzu gastfreundlich. Dann werden wir halt den Laden plündern und uns mit sündhaft teurer Schoggi und Cola aus der Dose in Festlaune bringen. Doch das bleibt, wie sich bald herausstellt, Wunschdenken. Doug, der Indianer, erklärt uns, dass der Dorfladen nämlich von samstags 14 Uhr bis montags um 9 Uhr geschlossen hat. Die Stimmung sinkt gegen den Nullpunkt. So haben wir uns unsere Einfahrt in Allakaket definitiv nicht vorgestellt.


Foto René
Doch in Doug haben wir einen gefunden, der sich rührend um uns kümmert und uns hilft, so gut er kann. So dürfen wir unsere Zelte vor der alten Räucherhütte seiner Eltern am Dorfrand aufschlagen.
 
 
 
 
Seine Eltern, die beide über 70 sind, bemühen sich auf dem Quad her, um uns kennenzulernen. Ganz spontan bietet Dougs Mutter uns an, im Büro des Postfliegers anzurufen, um für uns vier und unser Gepäck schnellst möglich ein Plätzchen zu reservieren. Und tatsächlich werden wir dank ihr mit dem ersten Flieger am Montagmorgen nach Fairbanks fliegen können. Ohne ihre unkomplizierte Hilfsbereitschaft wären wir wahrscheinlich nicht so schnell von Allakaket
weggekommen, hat es doch am Montagmorgen einige Indianer, die auf gut Glück auf einen freien Platz im Flugzeug spekulieren.
Von Gemütlichkeit kann bei unserem Aufenthalt hier keine Rede sein. Das Wetter zeigt sich von seiner garstigen Seite. In der Nacht schneit es dann sogar leicht. Und die Indianerkinder, die uns immer mal wieder neugierig einen Besuch abstatten kommen, rennen tatsächlich noch in kurzen Hosen und T-Shirt herum …

Unsere Lebensmittelvorräte haben wir uns so eingeteilt, dass wir mit leeren Fässern im Ziel einlaufen können. Spätestens jetzt bereuen wir dies. Für die nächsten knapp zwei Tage bleiben uns noch: 1 Pack Suppe, 1 Pack Popcorn-Mais, 500 g Mehl für ein kleines Brot, eine Handvoll Teigwaren und für jeden von uns 3 Riegel. Gerade, wenn man sonst nichts zu tun hat, wäre Kochen und Essen ein schöner Zeitvertreib. Zudem hat man so viel mehr Zeit ans Essen und somit auch das Loch im Bauch zu denken.


Foto René
Aber in Doug haben wir wirklich einen „guten Samariter“ gefunden. Von einem Geburtstagsfest, an welchem er am Abend eingeladen ist, bringt er uns einen Teller mit Elchragout, Spaghettis und einem Auflauf mit. Zudem organisiert er, dass wir am Sonntag mit einem der drei Autos, welche es in Allakaket gibt, zur Flugpiste gefahren werden. Erst überlegen wir uns, unser Gepäck zu Fuss dorthin zu bringen. Die Zeit dazu hätten wir ja gehabt. Aber als wir dann auf der Ladefläche des Pickup sitzen und die Fahrt kein Ende nehmen will, sind wir dann doch nicht unglücklich, auf Dougs Angebot eingestiegen zu sein.
Die Nacht hinter dem Hangar neben der Landepiste ist eine der kältesten. Noch ein letztes Mal dürfen wir in dieser Nacht das Schauspiel der Nordlichter beobachten, bevor wir dann am nächsten Morgen bei strahlendem Sonnenschein zurück in die Zivilisation fliegen.

(Simi)

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