Montag, 8. Dezember 2014

Back to civilisation

Wie ich die erste Dusche im Hotel in Anchorage geniesse! Minutenlang lasse ich das warme Wasser über meinen Körper rieseln und bekomme nicht genug davon. Eigentlich haben wir vier uns eine halbe Stunde nach dem Einchecken zum Nachtessen verabredet. Aber die halbe Stunde reicht nirgends hin. Als wir dann endlich alle sauber, wohlriechend und mit einer wohligen Müdigkeit in der schummerigen Bar sitzen, wird gerade die letzte Runde ausgeschenkt. Auch der erste Schluck Bier ist ein spezieller Genuss! Mit unserem ganzen Charme können wir den Kellner schliesslich dazu überreden, uns doch noch ein paar Chickenwings mit Pommes zu bringen. Und irgendwie sind wir ihm sympathisch, denn nach 10 Minuten kommt er noch einmal vorbei und fragt, ob wir nicht noch Lust auf ein zweites Bierchen hätten. Was für eine Frage …! 

Die nächsten Tage bis zu unserem Abflug Richtung Heimat verbringen wir mit Shopping, einer Velotour dem schönen Küstenweg entlang und einer letzten Wanderung (allerdings der ersten ohne Pfefferspray, der nicht in Linienflugzeuge mitgenommen werden darf). Petrus meint es noch einmal so richtig gut mit uns. Die Tage sind warm und die Sonne scheint vom wolkenlosen Himmel.

So haben wir Zeit, uns langsam wieder an den Verkehr, die Menschenmassen, die geregelten Abläufe wie Fahrpläne, Auscheck-Zeit und ähnliches zu gewöhnen.

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Foto René
 
 
 
 
 

 
Foto René


Unser Hotel liegt am meistfrequentierten Wasserfliegersee Alaskas. Es scheint, dass die Einwohner Alaskas Flugzeuge haben wie wir Fahrräder. Auf der grossen Terrasse vor dem Hotel lassen wir die Tage bei tieforangen Sonnenuntergängen, Bier, Pommes und anderen amerikanischen „Köstlichkeiten“ sowie im 5-minuten-Takt landenden Wasserflugzeugen ausklingen.  
 
An einem unserer letzten Morgenessen erhalten wir noch ein ganz spezielles Andenken an Alaska. Wir sind gerade am Bestellen, als auf einmal der Boden zu vibrieren beginnt. Es fühlt sich an, als würde jemand mit schweren Schuhen auf einem Bretterboden rumtrampeln. Erst als der Kellner sich nicht mehr auf unsere Bestellung konzentriert und uns auffordert, von den grossen Panoramafenstern zurückzutreten, realisiere ich, dass die Erde bebt. Und zwar so richtig heftig. Die blonde Amerikanerin am Nebentisch schreit hysterisch auf: „Oh, my god! Let’s go out!!!“ Tisch und Wände beben, die Säulen, welche die Decke stützen wanken – und mir rutscht das Herz in die Hose. So hoch war mein Adrenalinspiegel die letzten Wochen tatsächlich nie. Zwar ist bekannt, dass die Gegend zu den erdbebenreichsten der Welt gehört. Um Anchorage werden täglich leichte Erschütterungen gemessen. Doch dass dieses Beben stärker ist als üblich, beweisen die nach draussen geeilten Einheimischen. Und im Internet können wir uns kurz darauf Bilder von umgekippten Büchergestellen und leergeschüttelten Supermarkt-Regalen anschauen. Einige Tage früher hätte mich ein solches Erdbeben wahrscheinlich weit weniger erschreckt. Aber es kommt halt schon noch drauf an, ob man über sich einige Tonnen Beton oder nur Himmel hat … . 

(Simi)


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen