Feuerholz hat es auch genug. Das Schwemmholz gibt es in
allen Dicken und Längen. Der Nachteil ist nur, dass es vollkommen ausgelaugt
und der Brennwert nicht mehr sehr gut ist. Es braucht Unmengen davon, wenn wir
damit Kochen und noch etwas am Feuer sitzen wollen. Und Bewegung tut ja bekanntlich
gut.
Als wir am dritten Tag nach unserem Start wiedermal an einem
schönen Übernachtungsplätzli am Holz sammeln sind, ruft Philipp auf einmal:
„Schaut dort, ein Grizzly!“ Tatsächlich trottet in etwa hundert Metern
Entfernung ein Prachtexemplar von Bär auf uns zu. Er kann uns nicht wittern, da
wir gegen den Wind stehen. Schnell ist das Holzsammeln vergessen und wir stehen
alle am Flussufer, bewaffnet mit Kamera und Bärenspray. Es ist unser erster
Grizzly, den wir in wilder Laufbahn
sehen. Nun hat es keinen schützenden Zaun mehr zwischen uns und ihm - jetzt
sind wir mittendrin! Puuh, eine ganz neue Erfahrung. Wir alle sind wachsam,
fühlen uns aber sicher. Jeder denkt wohl, dass ja noch drei andere da sind,
welche sich der Bär zuerst holen kann...
Meister Petz lässt sich nicht stören. Er wandert „seine“
Uferseite ab, frisst ab und zu etwas Lachs, schnuppert in der Luft und läuft
weiter. Lachse hat es nämlich zuhauf am Ufer liegen. Die Rangerin in Bettles hatte uns informiert, dass wir
am Kobuk-River grösstwahrscheinlich
viele tote Lachse sehen werden. Es habe so viele Fische im Fluss, dass es dort
zu wenig Sauerstoff gibt und die Lachse deswegen verenden. Tatsächlich sind die
Ufer häufig mit Lachskadavern übersät und es riecht dementsprechend. Wir sind
aber nicht unglücklich darüber, denn wir glauben, dass die Bären so satt sind
und keine Lust mehr auf Schweizerschnitzel haben.
So sind wir überzeugt, dass wir einmal mehr am richtigen Ort
zum Übernachten angelegt haben und nehmen unsere Holzsammlertätigkeit wieder
auf. Spätestens nachdem wir Renés Zwiebel-Kohl-Gemisch in unseren Mägen haben,
sind wir uns zu hundert Prozent sicher, dass wir eine nicht ruhige, jedoch
bärenfreie Nacht haben werden.
(Adi)
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