Montag, 27. Oktober 2014

Lachsfischen à la René

Alaska ist, wie wir alle wissen, sehr bekannt für den grossen Reichtum an Lachsen. Ich kenne Fischer, welche jedes Jahr nach Alaska reisen, um sich ihre Jahresration an Lachs selber zu fangen. Natürlich ist unser Ehrgeiz auch geweckt worden. Tagtäglich sehen wir die grossen Fische an und unter uns vorbeischwimmen. So ein feines Lachsfilet auf dem Teller wäre extrem toll. Schon der blosse Gedanke daran lässt den Speichel fliessen. Und wie so oft, werden unsere Gedanken materialisiert. Als wir für unser Nachtlager an einer Kiesbank anlegen, entdeckt René einen Lachs, der „steckengeblieben“ ist. Er hat einen Seitenarm des Flusses erwischt, der im oberen Bereich nur noch sehr seicht ist. Die Hälfte seines Körpers ragt aus dem Wasser und ist nun Zielscheibe für Jäger René. Bewaffnet mit seinem Paddel schleicht er sich gekonnt an seine Beute heran und legt auf den letzten Metern einen ungeheuerlichen Spurt hin. Was jetzt folgt, ist filmreif. René jagt im seichten Wasser dem Lachs hinterher. Es sieht aus, als ob man Strom in den Fluss geleitet hätte. Es spritzt und klatscht und mitten drin René, der, so sieht es aus, einen ekstatischen Tanz vollführt. Schlussendlich kann er den ermüdeten Lachs mit dem Paddel an Land bugsieren.

René hat nur mit Manneskraft einen Lachs erlegt; bravo! Der Lachs schmeckt hervorragend und noch lange wird die Jagd in allen Details am Lagerfeuer nachbesprochen. Aber ob der Lachs jetzt wirklich zwei Meter lang gewesen ist, bin ich mir am Schluss nicht mehr ganz sicher...

(Adi)

Platzwahl

Wenn es um die Platzwahl für die Übernachtung geht, ist man am Kobuk bestens bedient. Praktisch nach jeder Kurve bieten sich perfekte Plätze an. Meistens sind es Kiesbänke. Zu Beginn dachten wir, dass ein Sandstrand auch noch schön wäre. Doch dies ist ein Irrtum. Der feine Sand klebt überall und man kriegt ihn kaum mehr aus dem Schlafsack, den Kleidern, den Taschen und nicht zuletzt auch nicht mehr aus dem Boot. Vor allem Letzteres leidet auf Dauer stark, da der Sand wie ein Schmiergelpapier wirkt. Deswegen zelten wir doch lieber auf dem etwas unbequemeren Kies. Dank unseren aufblasbaren Schlafmatten ist dies jedoch kein Problem.

Feuerholz hat es auch genug. Das Schwemmholz gibt es in allen Dicken und Längen. Der Nachteil ist nur, dass es vollkommen ausgelaugt und der Brennwert nicht mehr sehr gut ist. Es braucht Unmengen davon, wenn wir damit Kochen und noch etwas am Feuer sitzen wollen. Und Bewegung tut ja bekanntlich gut.

Als wir am dritten Tag nach unserem Start wiedermal an einem schönen Übernachtungsplätzli am Holz sammeln sind, ruft Philipp auf einmal: „Schaut dort, ein Grizzly!“ Tatsächlich trottet in etwa hundert Metern Entfernung ein Prachtexemplar von Bär auf uns zu. Er kann uns nicht wittern, da wir gegen den Wind stehen. Schnell ist das Holzsammeln vergessen und wir stehen alle am Flussufer, bewaffnet mit Kamera und Bärenspray. Es ist unser erster Grizzly, den wir  in wilder Laufbahn sehen. Nun hat es keinen schützenden Zaun mehr zwischen uns und ihm - jetzt sind wir mittendrin! Puuh, eine ganz neue Erfahrung. Wir alle sind wachsam, fühlen uns aber sicher. Jeder denkt wohl, dass ja noch drei andere da sind, welche sich der Bär zuerst holen kann...

Meister Petz lässt sich nicht stören. Er wandert „seine“ Uferseite ab, frisst ab und zu etwas Lachs, schnuppert in der Luft und läuft weiter. Lachse hat es nämlich zuhauf am Ufer liegen. Die Rangerin in Bettles hatte uns informiert, dass wir am Kobuk-River grösstwahrscheinlich viele tote Lachse sehen werden. Es habe so viele Fische im Fluss, dass es dort zu wenig Sauerstoff gibt und die Lachse deswegen verenden. Tatsächlich sind die Ufer häufig mit Lachskadavern übersät und es riecht dementsprechend. Wir sind aber nicht unglücklich darüber, denn wir glauben, dass die Bären so satt sind und keine Lust mehr auf Schweizerschnitzel haben.

So sind wir überzeugt, dass wir einmal mehr am richtigen Ort zum Übernachten angelegt haben und nehmen unsere Holzsammlertätigkeit wieder auf. Spätestens nachdem wir Renés Zwiebel-Kohl-Gemisch in unseren Mägen haben, sind wir uns zu hundert Prozent sicher, dass wir eine nicht ruhige, jedoch bärenfreie Nacht haben werden.
 
(Adi)

 

Leinen los

Endlich!

Die Nahrungsfässer, die Seesäcke, der Sack mit dem Kochgeschirr, alles ist festgezurrt. Wir schieben unsere Kanus ins Wasser. Es entstehen kleine Wellen auf dem sonst spiegelglatten See. Es herrscht absolute Ruhe und trotzdem ist eine Spannung zu spüren. Es ist für mich immer wieder speziell, wenn ich mit einem Boot ablege. Der Moment vom Aufbrechen in ein Abenteuer ist jedes Mal verbunden mit einem Kribbeln. Das Alte zurückzulassen und sich ins Ungewisse aufmachen zu können. Dieses Spannungsfeld bewusst wahrzunehmen und sich ihm hinzugeben ist für mich so wertvoll. Vom Punkt des Lospaddelns an gibt es nur noch eine Richtung - flussabwärts. Und trotzdem ist der Weg nicht ganz vorgegeben. Jederzeit kann ich eine für mich optimale Linie wählen. Mal schwieriger, mal einfacher. Ganz abgestimmt auf meine Tagesform.

Und heute ist meine Tagesform bestechend! Das Paddel lässt sich butterweich durch das Wasser ziehen. Simis Schläge sind synchron den meinen und wir bilden eine starke Einheit. Es ist so schön und befreiend; endlich geht’s los!

Die Ausbootstelle vor der Stromschnelle ist schon bald erreicht und wir schleppen unsere siebzig Sachen zur 600m entfernten Einbootstelle. Diesen Weg laufen wir insgesamt drei Mal.
 
 
Dann geht die Reise auf dem Fluss weiter. Es folgen ein paar lustige Schwallstrecken im Wechsel mit ruhigen Abschnitten. Der Kobuk ist an manchen Stellen zu dieser Jahreszeit sehr flach. Da ist Vorsicht geboten, dass man nicht auf Grund läuft und das vollbeladene Boot auf eine Sandbank setzt. Es ist nämlich ein ziemliches Gezerre, wenn die hundertfünfzig  Kilogramm schwere Last anschliessend gegen die Strömung in tieferes Wasser bugsiert werden muss. Und es fuxt einen schon, wenn die anderen dann fröhlich winkend im Hauptstrom des Flusses an einem vorbei paddeln. Tja, doch schon bald sind auch wir wieder am Winken....
 
(Adi)

Angekommen

Nicht nur der Himmel lacht. Simi hat heute Morgen auf dem Feuer mit Hilfe der beiden Pfannen ein leckeres Brot gebacken. Es kommt so etwas wie Sonntagmorgenstimmung auf. Das erste Outdoorfrühstück schmeckt hervorragend; der Käse, die Fleischwaren und der starke Kaffee. Ok, an der Kaffeequalität könnte noch gearbeitet werden. Wir haben aus Gewichtsgründen nur Nescafé mitgenommen. Doch ich schwöre mir, für weitere Abenteuer werde ich in Zukunft mit Sicherheit darauf bestehen, dass „richtiger“ Kaffee mitkommt. Im Gegenzug verzichte ich gern auf Rüebli und Sellerieknollen (das ist eh was für Pferde). Doch wie sagt man so schön: In der Not frisst der Teufel Fliegen. Und so trinke ich halt für die nächsten paar Wochen diese braune Pfütze.

 

 
 
Die erste Erkundigungstour nehmen wir nach dem üppigen Frühstück unter die Füsse. Ziel ist es, die Stromschnelle zu besichtigen, welche wir wegen der Schwierigkeit nicht befahren können. Es stellt sich heraus, dass es einen kleinen Trampelpfad gibt, auf welchem es kein Problem sein wird, die Boote und das Gepäck über einen Hügel zum Ende der Stromschnelle zu umtragen. Beruhigt wandern wir zurück zum Camp.  Auf dem Rückweg können wir einen ersten Eindruck von der Landschaft bekommen. Alles um uns herum ist wunderschön farbig. Alles stimmt perfekt - wir sind angekommen!
 
(Adi)

Die erste Nacht in der Wildnis Alaskas

Die Zelte stellen wir jeweils etwa 50-100m vom eigentlichen Koch- und Feuerplatz auf. Dies gäbe einem bei einem Bärenbesuch Zeit, sich auf ihn einzustellen. Heisst, den Bärenspray oder „bear-banger“ zu zücken und ihn damit versuchen zu vertreiben. Ob wir in einer solchen Stresssituation aber so cool reagieren würden, wissen wir nicht. Und wir verdrängen dieses Szenario gerne. Trotzdem schlafen wir in der ersten Nacht hier draussen in der Wildnis eher etwas angespannt. Eigentlich ist dies aber auch nicht sehr verwunderlich. Alle Geräusche sind hier etwas lauter. Ein Käferkrabbeln oder das Herumrascheln eines Mäuschens ist plötzlich so laut wie ein - Bär? Nein, nein, oder doch?

Vorsichtshalber beschliesse ich, einen „security-check“ zu machen. Es ist saukalt und ich schäle mich nur ungern aus dem warmen Schlafsack. Vorsichtig strecke ich meinen Kopf durch die Zelteingangsöffnung und sofort bin ich hellwach! Der Bär ist vergessen, ebenso die kalte Temperatur. Nordlichter!

Es ist ein gigantisches Schauspiel. Im Osten ziehen die Nordlichtfäden langsam über den sternenklaren Nachthimmel. Grünlich, gelbes Licht, das immer heller wird. Wie ein Lichtvorhang weht es hin und her. Ich wecke die anderen und sporne sie an, schnell heraus zu kommen. Simi steht als Erste neben mir. Was nun folgt, ist nicht in Worte zu fassen. Das Nordlicht hat weiter an Stärke zugenommen. Der ganze Himmel beginnt nun über uns zu explodieren. Schubweise ergiesst sich das Licht wellenartig über den ganzen Himmel. Jetzt wechselt die Farbe ins Rot. Unglaublich, unreal, magisch. Simi und ich stehen nur da und staunen, unfähig, das Geschehen in Wort zu fassen. Der ganze Zauber verschwindet so schnell, wie er gekommen ist. Zurück bleibt ein Gefühlsgemisch aus Demut, Ehrfurcht und Freude. Wir können sehr gut verstehen, dass dieses Phänomen bei den Naturvölkern extreme Ängste auslösen konnte. Unsere beiden „Schlafmützen“ jedoch müssen sich vor nichts mehr fürchten. Als Philipp und René nämlich endlich mit viel Gemurre aus ihrem Zelt kriechen, ist der Hauptzauber vorbei. Doch auch sie kommen noch in den Genuss von ihren ersten Nordlichtern. Gerne kehren wir aber nach einer Stunde wieder in unsere warmen Schlafsäcke zurück. Dies war eine wunderbare Gutenachtgeschichte und ich schlafe wie - ein Bär.

(Adi)

...und dann hörte ich die Stille

Stille - ein Luxus, den ich nun für einen Monat in vollen Zügen geniessen kann. Lange habe ich auf diesen Moment gewartet. Ich atme die wunderbare Ruhe ein, rieche sie, spüre sie auf dem Körper. Wie oft habe ich mir diesen Moment vorgestellt, wenn ich mit dem Pamir, der Staubmaske und der Schutzbrille auf dem Bau gearbeitet habe. Ich stellte mir die jetzt vorherrschende Situation am Schluss meiner Ausbildung zum Zimmermann praktisch täglich vor. Und nun stehe ich in der Wildnis Alaskas und um mich herum ist nur noch Natur pur. Sie umschliesst mich, nimmt mich auf und ich werde ein Teil von ihr.

Stille - und doch nicht nichts. Leise schlagen die Wellen an das Ufer des Walker Lakes, sanft rauschen die Blätter der Zitterpappel im schwachen Wind. Alles ist so harmonisch und vollkommen. Ein Moment, den ich mir einverleiben möchte, wissend jedoch, dass es nur ein Augenblick, ein kurzer Moment ist. Leise Trauer mischt sich ein, da alles so vergänglich ist. Auf Dauer könnte dieser Moment tödlich enden, denn der Winter steht vor der Tür. In der natürlichen Balance der Natur stehen, und trotzdem der Jahreszeit und der Härte des Nordens ausgeliefert sein. Ich möchte den Moment festhalten können, wie so oft, weiss aber auch, dass dies nicht möglich ist. Freude, Vorfreude auf das bevorstehende Abenteuer, vermischt mit Wehmut und Loslassen können.

Ich mache die ersten Schritte am Ufer entlang und lasse meinen Blick über die nicht allzu weit entfernten Berge schweifen. Es ist später Nachmittag und die erste Nacht in der Wildnis steht bevor. Wettertechnisch ist‘s nicht gerade perfekt, ging vor kurzem erst noch ein kühler Schauer über uns nieder. Das Zelt wird für die nächsten vier Wochen unser Zuhause sein. Ein idealer Schutz vor dem Wetter, jedoch eine trügerische Rückzugsmöglichkeit wenn’s um die Sicherheit vor den hier vorkommenden Wildtieren geht. Ein einziger Tatzenhieb eines Grizzlys kann das ganze Unterfangen gefährden und die allerschlimmsten Befürchtungen wahr werden lassen. Doch ich bin ja ein Teil des Natursystems, ich vertraue voll und ganz darauf.

Es wird allmählich kalt und der Hunger macht sich auch bemerkbar. Es ist Zeit, Brennholz für das Feuer zu sammeln und mit dem Kochen zu beginnen. Es ist schön zu wissen, dass wir vier volle Fässer mit Leckereien dabei haben. Nichts ist nervender als ein knurrender Magen. Eigentlich sind wir nicht aufs Fischen oder Jagen angewiesen. Jedoch können wir mit etwas Fisch die Menus aufpeppen und im Übrigen macht das Fischen auch einfach Spass.

(Adi)

Sonntag, 12. Oktober 2014

Abflug

Am nächsten Morgen geht es bereits um 6.30 Uhr mit dem extragrossen (und das für amerikanische Verhältnisse!) Taxi zum Flughafen. Einen kurzen Schreckmoment gibt’s dann doch noch. Das Satellitentelefon, das gestern Nachmittag bei Wright Air hätte eintreffen sollen, ist unauffindbar … . Liz, eine energische und sehr hilfsbereite Mitarbeiterin greift kurz entschlossen zum Telefon und findet heraus, dass unser Paket im Nachbarsgebäude abgegeben wurde. Puh, das war knapp …  

20 Minuten später sitzen wir im 10-Plätzer Richtung Bettles. Adi als Co-Pilot neben dem Jeans und Kurzarm-Hemd tragenden Piloten. Eine gute Stunde dauert der Flug, dann heisst es aussteigen und ausladen. Bettles ist ein 20-Seelen-Dorf in der Pampa von Alaska und nur auf dem Luftweg erreichbar. Eine Rangerin instruiert uns etwa eine halbe Stunde, wie wir uns in der Natur bewegen sollen. Das meiste ist für uns eine Selbstverständlichkeit. Doch als sie uns das Verhalten bei Bären- und Elchkontakt erklärt, sind wir ganz Ohr. „Wenn ein Grizzly angreift, stellt euch tot. Wenn ein Schwarzbär Ärger macht, kämpft mit ihm um euer Leben.“ O.k., soweit ist alles klar. Nur tragen die Bären kein Schild um den Hals ob sie nun zu den Brauen oder den Schwarzen gehören. Im Normalfall sind die Unterscheidungsmerkmale ziemlich offensichtlich. Aber ob das in Stresssituationen noch immer so einfach ist, sei dahingestellt. Auf jeden Fall trägt jeder von uns praktisch 24-Stunden pro Tag einen Bärenspray mit sich herum.  

Eigentlich war der Plan, einen Tag in Bettles zu bleiben und erst am Tag darauf in die Wildnis zu fliegen. Doch das Wetter ist sehr veränderlich. Mal scheint die Sonne, dann wieder regnet es. Im Moment würde die Wetterlage einen Flug zulassen. Deshalb beschliessen wir, sofort weiterzufliegen. Wir hätten keine Lust, allenfalls in Bettles festzusitzen. So packen wir unsere Nahrungsmittel in bärensichere Fässer um und fliegen am späteren Nachmittag mit Jim und seinem Wasserflugzeug aus dem Jahr
1956 zum Walker Lake. Mit dieser Maschine ist das Fliegen noch echtes Handwerk! Jim pumpt mal hier ein bisschen, dreht mal da an einem Rädchen und es zieht durch alle Ritzen. Aus der Luft sehen wir einen Elch (den ersten für Philipp und René). Jim meint es gut mit uns und kreist so lange in engen Kreisen über dem Elch, bis Philipp langsam grün im Gesicht wird. Auch dieser Flug dauert etwa eine Stunde bevor Jim eine butterweiche Landung aufs Wasser legt. Wir Greenhorns haben nicht daran gedacht, vor
dem Abflug unsere Neopren-Stiefel zu montieren. Und so wird das Ausladen des Flugzeuges dann zu einer kleinen Kneipp-Runde. Kaum ist der letzte Seesack ausgeladen, steigt Jim wieder in die Maschine, die Propeller beginnen zu drehen, er beschleunigt, hebt ab, dreht noch eine Runde über unseren Köpfen, wackelt kurz mit den Flügeln und verschwindet im nächsten Moment hinter dem Hügel. Wir stehen reglos da und lauschen dem verklingenden Motorengeräusch.



Und dann ist da nur noch Stille … Auf diesen Moment haben wir so lange gewartet – und nun ist er tatsächlich da. Lange können wir ihn nicht geniessen, denn es beginnt zu regnen. Schnell bauen wir mit dem Tarp einen Unterstand und warten ab, bis der Regen wieder etwas nachlässt.  

(Simi)

Vorbereitungen für’s Outback

Es ist Dienstagabend. René und Philipp hätten eigentlich um 19 Uhr in Fairbanks landen sollen. Doch wir erhalten eine sms, dass es 0.45 Uhr wird, bis sie ankommen. Mit kleinen Äuglein kommen sie uns schliesslich in der Ankunftshalle entgegen. Eine ganze Tagesreise ohne Schlaf liegt hinter ihnen. Und natürlich ist auch jetzt nicht daran zu denken. Es wird erzählt und berichtet bis das erste Morgenrot am Horizont erscheint.  




Nach einer kurzen Nacht geht’s zum Einkaufen. Was braucht man so für 4 Wochen Paddeln??? Mit einer Einkaufsliste, aufgeteilt in zwei Zweierteams und ausgerüstet mit vier grossen Einkaufswagen durchstreifen wir während 2 Stunden den riesigen Lebensmittelladen. Vegetarier René greift zu 7 kg(!) Rüebli (ob’s am Jetlag liegt???), Kohl, Sellerie und Kartoffeln, während Philipp und Adi u.a. für Fleisch und die Schoggi zuständig sind. Als wir all die Schachteln ins Auto laden, sind wir einmal mehr froh, einen Minivan gekauft zu haben.  

Kaum beim Apartment angekommen, kommt bereits die Autokäuferin unseres Dodges. Der Verkauf geht schnell und problemlos über die Bühne.

Per Mail erhalten wir nun auch noch die Nachricht, dass das Satellitentelefon, das uns per FedEx zugesendet wird, bei der Fluggesellschaft eingetroffen ist. Dank diesem Telefon ist es uns zwar möglich, jederzeit einen Notruf abzusetzen. Doch ist uns auch bewusst, dass das noch lange nicht heisst, dass dann auch tatsächlich innert „nützlicher Frist“ Hilfe eintreffen wird. Trotzdem vermittelt es uns ein Gefühl der Sicherheit. 

Nun müssen wir alle Lebensmittel noch so aufteilen, dass wir für die erste Hälfte nicht nur Rüebli und in der zweiten nicht nur Schoggi dabei haben. Wir werden ja nach zwei Wochen mit dem Wasserflugzeug vom Endpunkt des ersten (dem Inuitdorf Kobuk) zum Startpunkt des zweiten Flusses (Circle Lake) gebracht. Und der Pilot wird uns zwei Fässer mit Nahrungsmittelnachschub mitbringen. Im kleinen Wohnzimmer sieht es aus, als hätte eine Bombe eingeschlagen. Aber irgendwann ist alles gepackt und bereit. Nun kann es definitiv losgehen. 

(Simi)