Landschaftlich stehen diese beiden Seen der Landschaft in den Rocky Mountains in nichts nach, dafür herrscht hier einfach nur Ruhe! Das lauteste Geräusch sind die wehmütigen Rufe der Loons – auch bekannt als „Rufe der Wildnis“.
Die beiden Seen sind mit einem gut ein Kilometer langen
Durchfluss verbunden. Die Strömung ist da so stark, dass man diese Passage über
eine Portage umtragen muss. Nur schon um bis zur Ausbootstelle zu gelangen,
müssen wir richtig Gas geben. Die ca. 500 Meter, die wir flussaufwärts paddeln,
lassen unsere Oberarme brennen. Die Tragpassage durch einen Wald wird v.a. für
Adi zu einem echten Spiessrutenlauf. Wahrscheinlich haben die Moskitos seit
Tagen kein frisches Paddlerblut mehr geniessen können. Jedenfalls stürzen sie
sich mit Wonne auf uns. Wir bringen die Strecke zweimal in Rekordzeit hinter
uns – Adi in der Regenjacke und dem Mückennetz über dem Kopf, ich etwas
leichter bekleidet, dafür mit je etwa 20 Stichen über die Schultern verteilt.
Aber es ist es allemal wert!!! Der hintere See ist menschenleer – unser persönliches
Paradies!
Eigentlich haben wir mit drei Paddeltagen gerechnet und
somit für zwei Übernachtungen Nahrungsmittel mitgenommen. Aber es ist so schön
hier, dass wir heute spontan um eine Nacht verlängert haben. Den heutigen
geschenkten Tag haben wir mit Bannok backen, sünnelen, lesen, Kleider waschen,
dolce far niente, Fischen - und unserem liebsten Zeitvertreib, dem Zielschiessen mit der Steinschleuder - verbracht. Zwar hat Adi nur die „Handfischlete“
mitgenommen (wir haben vergessen, eine Fischerlizenz zu lösen). Doch der
Ranger, der hier jeden Tag mit seinem Boot alle Campingplätze anfährt und nach
dem Rechten schaut, zwinkerte uns zu und meinte nur: „Ja, eigentlich bräuchte
man eine Lizenz – aber es sieht euch ja niemand … .“ Also versuchen wir, das
heute eher spärliche Abendessen mit einer frischen Forelle aufzupeppen – leider
vergebens. Jä no – wir haben ja noch zwei Monate Zeit zum Üben ;-).
Die einfachen Übernachtungsplätze hier sind der Hit: An
jedem Platz hat es etwa vier Stellplätze für ein Zelt, dazu je einen Tisch und
eine Feuerstelle. Zu jedem Camping gehören auch bärensichere Container für das
Essen sowie ein einfaches, aber sauberes Plumpsklo mit genügend WC-Papier. Und
das alles für 5 Dollar pro Person und Tag! Auch die Sauberkeit, die an diesen
Plätzen scheinbar eine Selbstverständlichkeit ist, beeindruckt uns sehr. Da
könnte sich noch so mancher von uns ach so sauberen und vorbildlichen
Schweizern eine Scheibe davon abschneiden … .
Jedenfalls konnten wir hier so richtig die Seele baumeln
lassen und paddeln nun morgen erholt und gestärkt an den Ausgangspunkt zurück. Dani,
danke für den tollen Tipp!!!
(Simi)
Die Rückfahrt zum Ausgangspunkt verlief dann doch etwas
strenger als geplant. Nachdem wir den wunderschönen Platz am Azur-Lake
verlassen hatten, paddelten wir auf dem spiegelflachen See zum Ausfluss. Begleitet
wurden wir von mehreren Loons, welche sehr neugierig um unser Kanu
herumtauchten. Die Vorfreude auf den ersten „Fluss“ in Kanada war gross,
wussten wir doch vom Hochpaddeln, dass er eine schöne Strömung hatte. Und so
konnten wir uns 20 Minuten treiben lassen; yupiiee! Schon bald aber spülte uns
der Fluss in den unteren See und vorbei war es mit dem Rumhängen. Ich hatte
jedoch vorgesorgt und am Morgen eine Segelkonstruktion fürs Kanu gebaut.
Die
vorherrschende Flaute liess uns nicht entmutigen. Der Ranger hatte uns am
Vortag erklärt, dass immer um die Mittagszeit der Wind einsetzt und dies in
unsere Fahrtrichtung. Wir mussten also nur noch warten. Mit ruhigen
Paddelschlägen glitten wir über den See und genossen die Stille. Und
tatsächlich, nach rund einer Stunde begann sich das Wasser leicht zu kräuseln.
Nur was lief hier verkehrt? Man glaubt es kaum, der Wind kam von der anderen
Seite; Gegenwind! Super, nun konnten wir 24km Gegenwindpaddeln. Die
Enttäuschung war umso grösser, als wir mal unsere Segelkonstruktion mit dem
Wind ausprobierten. Ich hatte sogar das Gefühl, dass sich der Bug aus dem
Wasser herausschob…Ok, vielleicht war’s nicht so extrem, jedoch konnte man mit
null Aufwand gleich schnell segeln, wie wenn wir gepaddelt hätten. Wir bauten schweren
Herzens unser Konstrukt ab und stellten uns auf den langen Nachhauseweg ein.
Dieser dauerte geschlagene 6 Stunden, insgesamt mit dem oberen See also 7h. Da
Simi jedoch einen super Grundschlag anschlug, war es gar nicht so ermüdend.
Oder half da auch noch, dass auf dem letzten Viertel verschiedene andere
Paddler versuchten, schneller als das Schweizerboot zu sein? Jedenfalls legten
wir als Erste am Ausbootsteg an; etwas stolz waren wir schon auf unsere
Leistung…
Nachdem wir das Ally (unser Kanu) verladen hatten, fuhren
wir zurück nach Clearwater. Wir beschlossen, die Nacht auf einem etwas
grösseren Campingplatz zu verbringen, zu welchem auch ein Restaurant gehörte.
Und man staune, das Essen war hervorragend und der Wein buvable. Vielleicht lag
es aber auch einfach daran, dass wir es sehr genossen, nur an den Tisch zu sitzen
und uns bewirten lassen zu können.
(Adi)