Nach dem Campabbau
und dem Beladen der Boote, geht’s in der Regel um 1200 Uhr auf unserer
Flussreise weiter. Jedes Mal freue ich mich auf das Unvorhersehbare. Ich freue
mich auf jede Flusswindung, da hinter ihr etwas Neues, Spannendes hervorkommen
kann. Und tatsächlich werden meine Hoffnungen praktisch jeden Tag erfüllt.
Manchmal
grüsst der Bär, manchmal der Elch oder aber der Fischadler zeigt uns seine
akrobatische Flugschau mit anschliessendem perfektem Fischfang. Unglaublich,
mit welcher Präzision er jeweils aus der Luft in den Fluss hinabsticht und sich
die Fische greift. Anschliessend werden die erbeuteten Fische während dem
Auffliegen in Längsrichtung gedreht, so
dass der Fisch weniger Luftwiderstand verursacht. Und ich sitze in der ersten
Reihe und kann das Spektakel bewundern - toll!
Nicht nur die Tiere grüssen uns herzlich. Eines Morgens entdecken wir am Ufer ein Camp. Die Konstruktion der Hütten besteht aus dünnen Stämmchen, welche mit Plastikblachen eingekleidet sind. Ich bin eigentlich etwas enttäuscht, da ich mir die Inuit- und Indianercamps etwas romantischer vorgestellt habe. Irgendwie so mit Tipis und Squaws davor, welche die erlegte Beute der Männer verarbeiten. Doch sicher keine solchen Plastikhütten. Die Bilder von „Free Zaffaraya“ von den 80er Jahren kommen mir in den Sinn.
Das Camp ist bewohnt.
Kinder springen barfuss am Ufer entlang und erwachsene Personen stehen herum.
Als sie uns entdecken, winken und rufen sie uns „Welcome
in Alaska!“ zu. Wir winken zurück, bedanken uns und schon sind wir am Camp vorbeigetrieben.
Upps, das ging jetzt aber etwas schnell. Wir beschliessen, beim nächsten Camp anzulegen,
wenn wir wieder so herzlich begrüsst werden.
Es dauert dann auch nicht lange,
bis wir auf das nächste Camp stossen. Wir landen an und begrüssen die
Einheimischen richtig. Es ergibt sich
ein spannendes Gespräch, in welchem wir all unsere Fragen zum Land, den Tieren
und den Gewohn- und Gepflogenheiten der Inuit stellen können. Die Inuit nehmen sich
Zeit, uns alles zu erklären und zu zeigen. Für mich ist dies erlebte
Geschichte, denn vor hundert Jahren haben diese Menschen ähnlich gelebt. Der
Fischfang und die Jagd waren dazumal gleich bedeutend wie heute.
Der ganze Alltag der Inuit hat sich schon damals hauptsächlich um die Nahrungsbeschaffung gedreht. Auch das Rollenverständnis von Mann und Frau ist gleich geblieben: Die Männer sind für die Jagd und den Fischfang, die Frauen für die Weiterverarbeitung der erlegten Tiere zuständig.
Nach rund
dreiviertel Stunden verabschieden wir uns von den Eskimos. Wir sind sehr
beeindruckt und haben auf der Weiterfahrt Zeit, das Gehörte und Erlebte nochmals
gemeinsam zu diskutieren, bis wir an einer wunderschönen Kiesbank unsere Zelte
aufstellen. Es wird das letzte Camp am Kobuk-River sein,
da wir nun nur noch ungefähr 15 Kilometer von unserem ersten Etappenziel Kobuk (Dorf) entfernt sind und morgen dort eintreffen werden.
(Adi)
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